Freitag, 26. September 2025, Peine –
Dunkle Gestalten huschen eilig gegen 6:00 Uhr im Morgengrauen am Anleger der Vertrouwen vorbei; es sind die Crew-Mitlieder der Vertrouwen auf dem Weg zu den Toiletten und Duschen. Abgelegt werden soll heute wieder um 07:30 Uhr, der Skipper ist diesbezüglich unerbittlich. Jegliches Klagen über längere Ruhezeit wird ignoriert. Der Skipper nimmt alles in die Hand: Maschine checken, Stromanschluss ab, die für die Nacht gesetzte Arbeitsleuchte wird noch schnell von Helmut entfernt, Leinen los und pünktlich geht es weiter auf dem Mittellandkanal. Als heutiges Idealziel wird zwar Minden angepeilt, aber dazwischen liegt noch die Schleuse Anderten und damit unter Umständen das Problem. Kommen wir hier schnell durch könnte Minden real werden, ansonsten muss neu geplant werden.
Die Crew sitzt derweil zufrieden am Frühstückstisch. Erste, erhebliche Mängel werden erkennbar: Der Bestand an Käse nähert sich dem Nullpunkt, das vorhandene Brot ist überschaubar. Bei nächster Gelegenheit muss unser Proviant aufgefüllt werden. Detlef nutzt die Zeit und bereitet Kartoffelsalat für das Abendessen vor.
„Fertig machen zum Anlegen an Steuerbord“ hallt der Befehl des Skippers um 09:45 Uhr durch den Salon. Anderten ist bei Kilometer 174,5 MLK erreicht, der Wartesteig wird nach Aufforderung des Schleusenpersonals angesteuert. Um 10:00 liegen wir fest und harren der Dinge die da kommen werden. Wir haben Glück: Kurz nach dem Anlegen nähert sich von achtern ein Binnenschiff und die Schleuse teilt mit, das wir hinter diesem in die Kammer einfahren können. Um 10:10 Uhr legen wir ab uns sind 10 Minuten später fest in der Schleusenkammer. Um 10:40 Uhr und 15 Meter tiefer ist es geschafft. Wir verlassen die stark mit Schlamm behaftete Schleusenkammer. Das mit uns geschleuste und nun vor uns langsam fahrende Binnenschiff Silja wird angefunkt und befragt, ob wir es überholen können. Die Antwort ist positiv und wir setzen zum Überholvorgang an. Nach knapp 15 Minuten hat es unsere alte Dame geschafft und wir fahren mit normaler Reisegeschwindigkeit weiter. Jetzt steht unser heutiges Ziel fest, wir müssten bei normalem Verlauf der Fahrt gegen 18: 00 Uhr Minden erreichen.
Für den langen Tag wird ab 11:15 Uhr ein Zwischen-Snack vorbereitet. Die vom Vortag übrig gebliebenen Pellkartoffeln werden von Heiner als Bratkartoffeln verarbeitet und sollen mit Matjesheringen gereicht werden. Außerdem sind noch 4 Dosen Fischkonserven vorhanden, die ebenfalls verbraucht werden können. Genüsslich werden die Köstlichkeiten um 12:00 Uhr von der Crew verspeist.
Um 13:00 Uhr wird an der Bunkerstation Seelze bei Kilometer 149 festgemacht. Klaus hat uns vorher angemeldet. Wir nehmen ca. 300 Liter Diesel für 598 Euro auf und füllen während des Bunkerns unseren Wasservorrat so weit wie möglich auf. Die Aktion ist um 13:30 Uhr erledigt. Nachdem Jürgen bezahlt hat, drehen wir über Backbord ab und fahren auf dem Mittellandkanal weiter Richtung Minden. Wir hatten großes Glück, denn kurz nach uns sind 4 Binnenschiffe angekündigt, die mehrere tausende Liter Diesel bunkern möchten. Das Wetter meint es gut mit uns. Während es morgens noch bedeckt war, reißt der Himmel ab Mittag auf und die Sonne strahlt uns an. Kekse und Weingummi versüßen die Weiterfahrt. Um 18:05 Uhr legen wir im Wasserstraßenkreuz bei Kilometer 102 in Minden an und genießen den Anlegerschluck. Heiner und Detlef machen sich anschließend auf den Weg zum ca. 800 Metern entfernten Lidl und sorgen dafür, dass die Proviantlücken geschlossen werden. Nach ihrer Rückkehr wird gemeinsam der Kartoffelsalat mit Bockwürstchen gegessen.
Der Abend wird wie üblich in geselliger Runde im Salon verbracht. Nach und nach verabschieden sich Crewmitglieder und suchen die Koje auf. Die letzten beenden die „Nachtwache“ um 24:00 Uhr.
Text Andreas Grehl